Zeit aufzuwachen

Erhöhter Wellengang!


Die von uns erwartete hohe Volatilität sorgt derzeit für die eine wilde Achterbahnfahrt an den Finanzmärkten. Ob man dafür nun Griechenland als Begründung heranzieht oder nicht, ist nebensächlich. Der DAX hat es mit Ach und Krach geschafft sich aus dem aktuellen Abwärtstrend zu ziehen. Doch die Wunden sind noch nicht verheilt und ein weiterer Rückschlag wäre theoretisch denkbar. Erst mit einem Überschreiten von 11.750 erscheint eine Fortsetzung der Korrektur unwahrscheinlich.

 

Ein Blick auf den amerikanischen Leitindex Dow Jones offenbart wenig Neues. Die Seitwärtsbewegung zwischen 17.700 und 18.250 hält nun bereits seit Anfang des Jahres weiter an. Wenn diese Bewegung verlassen wird, dann mit Sicherheit sehr dynamisch. Wir werden in diesem Jahr auf jeden Fall noch eine ausgeprägte Korrektur sehen, im Moment ist es allerdings schwer zu sagen, ob diese nach einem erneuten scharfen Kursanstieg kommt oder bereits jetzt ihren Anfang nimmt, bzw. fortsetzt. Eine Korrektur beim Dow Jones werden wir bei bleibende-werte.ch für einen Einstieg in US-Aktien nutzen. Aktuell bereiten wir hierzu unser Portfolio mit der Auswahl von geeigneten Titeln vor. In den Medien wächst derweil die Anzahl der kritischen Stimmen, die bereits eine Preisblase an den Aktienmärkten sehen. Aus fundamentaler Sicht ist dagegen nichts einzuwenden: Die „margin debts“ (Aktienkäufe auf Kredit) sind in schwindelerregende Höhe gestiegen und haben längst die Niveaus der letzten Finanzkrise von 2007/2008 überschritten. Die reinen Bewertungen vieler Unternehmen sind ebenfalls nicht mehr im grünen Bereich und weisen auf eine Überbewertung hin.

Die von uns noch in diesem Jahr erwartete Korrektur, könnte die Mehrzahl der Akteure in die offenen Arme der Crashpropheten führen, um dann im Anschluss allerdings in eine fulminante Rallye umzuschwenken. Die „schwachen Hände“ wären rausgeschüttelt. 


DAX verlässt den Abwärtskanal- dauerhaft? / Quelle: finanzen.net
DAX verlässt den Abwärtskanal- dauerhaft? / Quelle: finanzen.net


Neue Situation: Systemrisiko


Der Grund für eine solche Aktienmarktrallye in den USA ist systemischer Natur. Wir müssen uns im aktuellen Stadium der Weltfinanzen von der Fundamentalanalyse verabschieden. Die große Gefahr lauert nicht in einer Überbewertung der relativ kleinen Aktienmärkte, sondern im Ende eines jahrzehntelangen Bullenmarkts der Bonds (Anleihen). Staatsanleihen der westlichen Länder galten über einen sehr langen Zeitraum als „sicherer Hafen“. Kam es am Aktienmarkt zu Verwerfungen, flüchtete das Kapital in Anleihen. Der Markt für Staatsanleihen wurde so praktisch zum Gegenstück der Aktienmärkte. Diese Sicherheit, gepaart mit einer anständigen Verzinsung führte dann zum Boom bei Lebensversicherungen und anderen langlaufenden Anlageformen in den 70er und 80er Jahren. Ab diesem Zeitpunkt konnte eine Lebensversicherung sogar als Sicherheit, bzw. Tilgungskomponente in Darlehensverträge und Hypothekenkredite aufgenommen werden. Die westlichen Länder, besonders Deutschland, macht den Bürgern seit mehreren Jahrzehnten glauben, wie „stark“ die Finanzlandschaft in Deutschland sei. Hätte man vor zwei Jahren die Sicherheit von Lebensversicherungen, bzw. Staatsanleihen in Frage gestellt, wäre man sofort in die Ecke der „Verschwörungstheoretiker“ oder „Crashpropheten“ gestellt worden. Mittlerweile hat sich das geändert, wenn auch noch nicht flächendeckend.

 

Das Hauptproblem an Staatsanleihen ist nämlich die exorbitant hohe Verschuldung der jeweiligen Länder- weltweit. Es gibt nur wenige Staaten, die hier eine Ausnahme machen. Kritisch wird es, wenn die Halter dieser Anleihen (überwiegend andere Nationen und Versicherungsgesellschaften (Bürger)) den Wert hinterfragen. Denn Staatsanleihen haben praktisch keinen Wert. In heutiger Form sind Sie Versprechungen, dass zukünftige Generationen die angehäuften Schulden abtragen und somit das Land in der Theorie „ewig“ fortbesteht. Doch es genügt ein Blick in die Geschichtsbücher, dass dies eben nur eine Theorie ist. Tatsächlich ist es alles andere als ungewöhnlich, wenn Staaten die Zahlungsunfähigkeit ausrufen. Das ultraniedrige Zinsniveau ist der alleinige Grund, warum das Kartenhaus der Weltverschuldung noch nicht zum Einsturz gekommen ist. Doch es ist eine Illusion zu glauben, dass dieses Spiel ewig fortgesetzt werden kann, bzw. die Zentralbanken eine Kontrolle darüber hätten. Kommt es am Anleihenmarkt zu größeren Verkäufen, steigt der Zins urplötzlich an und macht den Schuldenrucksack der Nationen nicht mehr tragbar. In diesem Szenario sind die Staatsanleihen besonders gefährdet, da jeder nur noch verkaufen will. Dies führt zu einem Mangel an Liquidität und kann folglich einen sogenannten „Flash-Crash“ auslösen.


Es geht langsam los...


Ein Rückgang der Liquidität kann bereits jetzt bei langlaufenden Anleihen beobachtet werden- es finden sich, abgesehen von den Zentralbanken selbst, so gut wie gar keine Käufer mehr. Eine Verkaufspanik an den gigantischen Anleihemärkten wirkt sich auch negativ auf die jeweilige Landeswährung aus. Die Grundursache des Vertrauensverlustes in die Politik, ist besonders in der Eurozone und in Japan problematisch. Die EU fällt im Moment vor unser aller Augen auseinander. Was mit ein paar Schienbeintritten in Irland, Portugal, Spanien und Zypern begann, geht in Griechenland in die nächste Runde und wird eine Dominoaktion auslösen. Folglich wird es für viele Staatsbürger, Investoren und institutionelle Anleger um puren Kapitalerhalt gehen. Sachwerten wird in dieser Abhandlung eine ganz besondere Rolle zukommen. Dazu zählen aber nicht nur die Edelmetalle, Ackerland, Wald, Diamanten, Antiquitäten, sondern auch Aktien. Besonders Großinvestoren können Kundengelder nicht in enge oder „unpraktische“ Werte wie die eben aufgeführten stecken. Die Kapitalflucht wird Richtung der globalen Kernwirtschaft, also die USA gehen. Dies wird dazu führen, dass der US-Dollar stark aufwertet, aber auch die amerikanischen Aktienmärkte in die Höhe schießen.

 

Die innereuropäische Kapitalflucht Richtung Deutschland wird sich daher schon bald Richtung USA umkehren. Wenn Griechenland über die Klippe geht, dann werden Spanien und Italien, die mit etwa 35% für den griechischen Zahlungsausfall haften, einen herben Rückschlag erleiden. Die Separatismusbewegungen in Spanien erhalten derweil immer mehr Zulauf. Die Jungendarbeitslosigkeit mit über 50% zeigt den wirklichen Gesundheitszustand eines Landes, welches von Politikern aktuell wieder stark geredet wird. Fast die Hälfte der Italiener ist bereits für einen Euroaustritt und es wird auch dort keine vorerst keine Ruhe geben. Fernab der Berichterstattung von Massenmedien läuft in diesen ein Volksbegehren der Österreicher zum EU-Austritt. Aus Frankreich erreichte uns diese Woche die Nachricht, dass die Arbeitslosigkeit auf ein neues Rekordhoch angestiegen ist. Marine Le Pen, die sehr wahrscheinlich nach den Wahlen im Jahr 2017 an die Macht kommen wird, spricht bereits offen vom Euro-Ausstieg und diversen Volksabstimmungen. Europa ist ein politisches Schlachtfeld geworden und wir stehen erst am Anfang von diesem Chaos.

 

Die Rettungsboote stehen bereit


Insider, Millionäre und Menschen mit einem gutem Geschichtsverständnis, haben begonnen ihr Kapital aus der „Schusslinie“ zu nehmen. Sie investieren massiv in Sachwerte, bzw. im Ausland. Die Zollfreilager in der Schweiz sind bis zum Bersten gefüllt mit Edel- und Technologiemetallen. Darüber hinaus wird massiv in Werte investiert, die nicht vom Staat erfassbar sind. Es geht nur noch darum der Kapitaljagd des Staats zu entkommen. Es gibt ein bekanntes Stichwort, dass es an der Börse nicht klingelt wann der Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen ist. Doch die Börse ist nicht „das“ Problem. Wir sind der Meinung, dass es sehr wohl klingeln kann und möchten unseren heutigen Marktkommentar mit Bildern aus Griechenland beenden.

 

Wir wünschen Ihnen eine ruhige Woche und gute Entscheidungen.



*Die Veröffentlichungen auf dieser Seite stellen keine individuelle Wertpapier-, Vermögens- und Anlageberatung und auch keine Empfehlung zum Erwerb, Kauf bzw. zur Zeichnung des betreffenden Wertpapiers oder sonstiger Finanzinstrumente dar.