Medizin für Tote

Deflation trotz extremer Geldmengenausweitung?

 

Die offiziell ausgewiesene Inflation der Eurozone pendelt um die Nulllinie. Die tatsächliche Verbraucherpreisinflation ("gespürte Inflation") liegt wohl eher im Bereich von 5 - 10%. Als gute Beispiele dienen hier etwa die jährliche Erhöhung der Fahrkartenpreise im öffentlichen Nahverkehr, die steigenden Preise bei qualitativer Kleidung und gutem Essen (besonders in der Gastronomie). Auch die Fahrzeughersteller erhöhen nahezu jährlich den Listenverkaufspreis (entweder versteckt oder offensichtlich). Viele Marktbeobachter sind daher der Meinung, dass die aktuell "schleichende" Inflation eine große Gefahr darstellt und plötzlich in eine Hyperinflation umschwenken könnte, sollte das globale Finanzsystem einen weiteren Schlag abbekommen oder die Notenbanken die Kontrolle verlieren. An dieser Stelle gilt es zu unterscheiden, zwischen "systemisch" (langfristig) und "partiell" (aktuelle Situation, kurz- und mittelfristig).

 

Inflation - Deflation und das Vertrauen der Masse

 

Vom Grundsatz her ist unser aktuelles Geldsystem inflationär. Das ist der Grund warum "Papierwährungen" ohne Deckung letzten Endes immer auf Null fallen, sprich komplett wertlos werden. Man kann dies leicht an der abnehmenden Kaufkraft aller heutigen Währungen beobachten. Betrachtet man die Währungsgeschichte ausgiebig, so ergibt sich für alle Währungen (egal ob gedeckt, teilgedeckt oder ungedeckt) letztlich eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 70 Jahren. Mit dem Unterschied, dass eine Währung, sobald diese in irgendeiner Art und Weise gedeckt war, niemals auf Null fiel. Häufig wurden Währungen in früheren Zeiten mit Rohstoffen oder Edelmetallen gedeckt. Da diese auch außerhalb des Währungssystems einen Wert für sich (inneren Wert) und die Menschen darstellten, wurden sie nie wertlos. Eine vollständig gedeckte Währung hat aber eine deflationäre Neigung. Sie verleitet zur Hortung von Vermögen, was per se nicht schlecht, in gesundem Rahmen sogar notwendig und positiv ist. Auch die Österreichische Schule für Nationalökonomie sieht die Hortung als wesentlichen Baustein eines gesunden Finanz- und Wirtschaftssystems an. Problematisch wird es nur dann, wenn so viel gehortet wird, dass das Geld im Wirtschaftskreislauf fehlt und die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt. Wobei wir wieder beim Kern des aktuellen Problems sind.

 

Auch wenn unser heutiges Geld über keinerlei Deckung verfügt und sein wahrer Wert sehr fraglich ist, muss man wissen wer letzten Endes den Geldwert festlegt: Die Menschen und somit "Benutzer" der Währung. Inflation ist nicht nur das "Aufblähen" der Geldmenge, sondern auch ein Gradmesser für das Vertrauen der Bevölkerung in die jeweilige Währung. Bei einer Hyperinflation kollabiert das Vertrauen vollständig, weshalb sich alle von der Währung abwenden und über Tauschhandel und alternative Währungen den Wirtschaftsalltag bestreiten (z.B. Simbabwe 2009 oder Argentinien 1989). Dieses Problem haben wir aber (noch!) nicht, da sich die gewaltigen Kapitalberge zuerst innerhalb der bestehenden Währungen verschieben. Aktuell lässt sich das sehr schön am EUR/USD beobachten. Seit Anfang 2014 gibt es eine massive Kapitalflucht aus dem Euro. Der US-Dollar profitierte aber nicht nur vom fallenden Euro, sondern gewann gegen nahezu alle internationalen Währungen deutlich an Wert. Diese Entwicklung hat auch einen großen Anteil am flächendeckenden Einbruch der Rohstoffpreise, die international in US-Dollar gehandelt werden. Das ist mehr als ein deutliches Indiz für eine deflationäre Entwicklung. Betrachtet man den Kaufkraftverlust des US-Dollars, der seit den 1930er-Jahren bei etwas über 98% liegt, ist dies weder sinnvoll noch rational- aber es ist der Wille des Marktes. Dieser Trend folgt der Zyklik deutlicher Wirtschaftseinbrüche, Depressionen und Weltwirtschaftskrisen, zu deren Beginn immer Cash gehortet wurde. Die Allgemeinheit verfügt nicht über die Expertise den Geldwert zu hinterfragen, sie flüchtet einfach in den liquiden und bekannten Hafen Cash. Der Vertrauensverlust in die Weltleitwährung setzt erst ganz am Schluss ein. Verhältnismäßig wenig Menschen sind in der Lage "den Braten jetzt schon zu riechen". Sie diversifizieren ihr Vermögen, gewichten Sachwerte über und sind fähig langfristige Anlageentscheidungen zu treffen und ihren Kurs beizubehalten.

 

Der Euro ist als Erster an der Reihe

 

Die größte Gefahr auf Seiten der Währungen ist die exoribitante Staatsverschuldung und die fatale Notenbankpolitik. Doch im Moment vertraut die Masse (noch!) in die Währungen und hortet diese. Übergeordnet läuft der globale Trend (ein letztes Mal) Richtung US-Dollar, doch auch in der Eurozone erreichten die Bankeinlagen in der Vergangenheit immer neue Rekordhöhen. Mit der steigenden Staatsverschuldung wächst auch die Guthabenseite. Lesen Sie hierzu unseren beliebten und kostenlosen Spezialreport "Deflation und Inflation vs. Staatsschulden" unter der Rubrik "Artikel". Mit dem erneuten Aufflammen der "Griechenland-Krise" begann in der Eurozone jedoch partiell ein erster Trendwechsel. Auch wenn diese Entwicklung noch ganz am Anfang steht, ist sie doch unübersehbar. Die Griechen heben Rekordsummen von ihren Konten ab und horten das Geld zu Hause, bzw. investieren es  in Sachwerte. Allmählich beginnen auch die Menschen in Italien, Spanien und Portugal damit. Selbst in Deutschland beginnen jetzt immer mehr Menschen damit Sachwerte oder Fremdwährungen zu erwerben. Die großen "Player" und Hedge-Fonds wetten massiv gegen den Euro und legen immer mehr Liquidität in US-Dollar an. Auch wenn die Anlageentscheidung teils unterschiedlich ist, handeln sie alle nach dem gleichen Motiv: Verluste vermeiden. Für die Griechen wäre eine neue Währung (anfangs) ein deutlicher Wertverlust. Für alle die nicht mehr an den Euro glauben, besteht der Schutz aus Fremdwährungen und Sachwerten. Wer selbst nicht mehr an die Weltleitwährung glaubt, investiert ausschließlich in Sachwerte, verstärkt in Edelmetalle. Es ist alles eine Frage der Instanz, bzw. der Ebene.

 

Keine Frage, der Dollar ist ein kranker Mann, aber: Er ist der Einäugige unter der Blinden und genießt als Weltleitwährung immer noch das höchste Vertrauen. Ob dies wirklich gerechtfertigt ist spielt keine Rolle, denn es ist einfach so. Die große Masse liegt immer falsch, aber sie macht letztlich den Kurs! Und zwar oft für einen ganz schön langen Zeitraum. Sie haben also die Wahl ob Sie dauerhaft profitieren oder nur am Ende Recht haben wollen. Wenn Sie ein Gewinner sein wollen, müssen Sie die Karten spielen wie Sie kommen. Wie die ganze Sache ausgehen wird, dürfte mittlerweile allen klar sein. Aber das alles spielt sich in einem übergeordneten, größeren Zyklus ab und hängt nicht nur mit Eliten oder großen Playern am Markt zusammen, sondern auch mit den Urinstinkten und Psyche der Menschen, bzw. der menschlichen Natur. Dass der Euro und der US-Dollar beispielsweise gleichzeitig "kollabieren" ist daher absolut unmöglich. Denken Sie einmal in Ruhe darüber danach...

 

Geldmengenausweitung als nutzlose Medizin für Deflation

 

Die aktuelle Lage ist ziemlich unübersichtlich. Die Notenbanken haben mit Ihrer Politik Auswüchse und Komplexitäten geschaffen, die für die meisten Marktteilnehmer und Bürger nicht mehr nachvollziehbar sind. Im Juni schrieben wir in einem unserer Marktkommentare: 

 

Griechenland ist das Top-Thema der Medien. Sie finden keine Zeitung in der sich nicht mindestens zwei Artikel mit der „Griechenland-Krise“ oder dem drohenden „Grexit“ befassen. Dort kommen unzählige Politiker, Experten und Bürger zu Wort. Wir sind an einem Punkt angekommen, wo uns nichts mehr überrascht. Darüber hinaus ist es äußerst schwierig sich eine eigene Meinung darüber zu bilden. Täglich erscheinen neue, völlig konträre Ansichten, Meinungen und Handlungsempfehlungen in den Leitmedien. Was gestern noch galt ist heute bereits völlig verkehrt. Von diesen völlig wirren Informationen können Sie keine erfolgreiche Anlage- oder Handelsstrategie abhängig machen. Das ist der Grund warum wir bei bleibende-werte.ch vor allem auf alternative Medien, bzw. „echten Journalismus“ zurückgreifen. Unsere Anlagestrategie ist allerdings geprägt von historischem Wissen, Zyklusanalyse und der Österreichischen Schule für Nationalökonomie. Darüber hinaus greifen wir auf Informationen von außergewöhnlichen Menschen zurück, die in ihrem Fachgebiet zu den besten der Welt zählen. Mit dieser Grundlage entwickeln wir unsere eigenen Analysemodelle für Volkswirtschaften und Finanzmärkte. Wie Sie in unseren Marktkommentaren nachlesen können, besitzen unsere Prognosen eine erstaunlich hohe Trefferquote und sind in vielen Aspekten einzigartig. Unser Ziel ist es, Sie bei Ihren Anlagenstrategien optimal zu unterstützen und eine Wissensplattform zur Verfügung zu stellen, mit der Sie Ihr Vermögen erfolgreich verwalten und schützen können.

 

Diese Woche gab es völlig überraschend wieder gute Nachrichten vom ifo-Geschäftsklima. Sämtliche Wirtschaftsindikatoren weisen bereits seit geraumer Zeit eine ungewöhnliche Volatilität auf- eine direkte Folge der Verzerrungen im Wirtschaftssystem durch die gegenwärtigen Maßnahmen der Notenbank. Auf der Grundlage solcher Indikatoren können Sie keine Investitionsentscheidungen mehr treffen. Diese Dinge ändern sich täglich, wie die Berichterstattung der Medien. Wer mit unseren Analysen vertraut ist weiß, dass wir eine globale Wirtschaftskrise (Deflation) für die kommenden Jahre erwarten. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits zur Genüge und wir berichten bereits seit Monaten in unseren Marktkommentaren davon. Wirklich spürbar für die "kritische Masse" sollte dies aber erst in den kommenden Monaten werden. Dadurch werden viele Dinge in Bewegung kommen und es ist von elementarer Bedeutung, dass Sie sich darauf vorbereiten. www.bleibende-werte.ch freut sich, Sie auch weiterhin dabei unterstützen zu dürfen.

 

Unsere aktuelle Markteinschätzung zu den internationalen Indices und Rohstoffen folgt morgen, den 02. August. Abonnenten des kostenlosen Infoservice werden wie gewohnt per E-Mail über die Veröffentlichung informiert.

 

 

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