Der Lack blättert

Gefallene Engel


Sie waren ausgebombt, totgesagt und kurz vor dem Exodus: Nahezu alle Autobauer wurden 2008 einem enormen Härtetest unterzogen. Die Verkaufszahlen waren radikal eingebrochen, die Halden füllten sich und weit und breit war keine Besserung in Sicht. Stimmen wurden laut, dass nur eine Handvoll der Hersteller überleben werde. Die Daimler-Aktie fiel von über 60 EUR auf 20 EUR zurück um berühte im späteren Verlauf fast die 15 EUR-Marke. Die Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt, doch die Autobauer haben sich nach und nach aufgerafft. Nur wenige Hersteller, bzw. Marken verschwanden durch Fusionen, Konkurse oder Rentabilitätsgründen wie z.B. Saab, Hummer, Pontiac, Maybach oder Daihatsu. Besonders GM und Chrysler kamen damals deutlich unter die Räder. Aber auch die französischen und italienischen Autobauer standen nicht weit entfernt vom Abgrund. Trotz des mäßigen und durch die Notenbankenpolitik verzerrten und ungleichen Wachstums der Weltwirtschaft, scheint bei vielen Autobauern mittlerweile wieder die Sonne. Ja, sie strahlt sogar heller als je zuvor. Wer hätte das gedacht? Besonders die deutschen Autobauer blicken auf sehr erfolgreiche Geschäftsjahre zurück und schreiben aktuell, wie bereits 2014, wieder Rekordzahlen. Durch Fusionen wie Fiat-Chrysler oder auch viele Joint Ventures wie BMW PSA konnten die Hersteller deutlich an der Kostenschraube drehen. Besonders profitiert hat auch der VW-Konzern, der noch intensiver auf sein Hersteller-übergreifendes Baukastenprinzip bei Seat, Skoda, Volkswagen und Audi gesetzt hat und ebenfalls wieder Rekorderlöse einfährt. Die gegenwärtige Stimmung in der Automobilbranche erinnert bereits an einen Disney-Land-Besuch. Kann sich dieser Trend noch weiter fortsetzen?


Der Letzte macht das Licht aus


Nach unseren Analysen stehen der Automobilindustrie härtere Zeiten als 2008 bevor. Die Musik spielt zwar noch, bei näherer Betrachtung lässt sich aber erkennen, dass die ersten Gäste die Party bereits verlassen. Die Branche steht vor so vielen Herausforderungen wie fast kein anderer Wirtschaftszweig. Es ist nicht nur die Elektrifizierung und Autonomie der Fahrzeuge, sondern ein kompletter Umbruch in der menschlichen Mobilität, die von den Herstellern alles abverlangen wird. Neue Rivalen und Techgiganten wie Google, Apple und Tesla treten auf den Markt. Abertausende Jobs hängen an konventionellen Technologien, Systemen und Rohstoffen, die evtl. in Zukunft keine Rolle mehr spielen. Darüber hinaus erlebten besonders die Technologie- und Entwicklungsdienstleister einen nie dagewesenen Boom. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden und vergrößerten sich im Eiltempo. Gleichzeitig nimmt die Abhängigkeit von den vielen Zulieferern deutlich zu. Mittlerweile gibt es unzählige Firmen die ausschließlich irgendetwas für die Autohersteller entwicklen oder herstellen. Eine "gesunde" Korrektur in Form eines normalen Konjunkturzykluses (den wir schon lange nicht mehr haben) würde bereits viele in arge Bedrägnis bringen. Die direkt vor uns liegende Vollbremsung der Weltwirtschaft wird dort ein regelrechtes Blutbad anrichten. Einige Hersteller, wie z.B. Hyundai haben bereits seit Monaten rückläufige Gewinne. Die deutschen Hersteller spüren bereits das schlechte Russlandgeschäft, der Schuh drückt aber noch nicht. Der europäische Absatzmarkt dümpelt vor sich hin, wird für die Premium-Hersteller seit Jahren aber immer unwichtiger. China und USA sind die echten "Game-Changer" und Hauptabsatzmärkte, die über Wohl und Wehe entscheiden. Audi befasst sich aufgrund der aktuellen Turbulenzen in China  bereits intensivst mit den Verkaufszahlen und Zukunftsaussichten. Daimler gibt sich beim Thema China (noch) gelassen. Genießt der Hersteller im Reich der Mitte doch ohnehin einen gewissen Vorsprung.


Doch mittlerweile hat sich auch das Geschäftsmodell der Hersteller verändert. Die Autobanken, und Leasingfirmen schweben bereits im siebten Wachstumshimmel. In den seltensten Fällen wird ein Fahrzeug heute noch gekauft. Es läuft nahezu alles über Finanzierung oder Leasing. Doch die Absatztreiber sind nicht mehr nur die von unzähligen Firmen bestellten Dienstwagen, sondern die Autohersteller selbst. Im Januar veröffentliche der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer absolut erschreckende Zahlen was die Zulassungsstatistiken anbelangt. Ungefähr 10% aller Neuwagen sind mittlerweile auf die Hersteller selbst zugelassen. Besonders auffällig ist hier die Volkswagen-Konzern: Über 20% aller Fahrzeuge werden auf das Unternehmen selbst zugelassen. Beim aktuellen Golf sind knapp 32%! Auch wenn hier viel Mitarbeiter-Leasing dahintersteht, zeigt es doch eine verkehrte Welt und ein gewaltiges Gefahrenpotential. Im Jahr 2009 hatte beispielweise Mercedes-Benz massivste Absatzprobleme, dass die Mitarbeiterleasing-Kunden gebeten wurden ihr Fahrzeug ein weiteres Jahr zu fahren. Auch wenn es sich hier um ein freiwilliges Angebot handelte, stand die Daimler AG mit dem Rücken zur Wand: Es gab einfach keine Käufer mehr. Tausende von Rückläufern wären einfach nur auf einem Parkplatz rumgestanden. 


Bei der Größe und Abhängigkeit die die Branche mittlerweile erreicht hat, wird ein Konjunktureinbruch fatale Folgen haben. Die Hersteller haben einiges aus der letzten Krise gelernt, ihre Kosten drastisch gesenkt und gemeinsame Teile-Plattformen geschaffen, das vor uns liegende wird sie allerdings (wieder einmal) mit aller Wucht treffen. Dieses Mal werden es viele aber nicht überleben...


Ein Blick auf die Märkte


Der DAX folgte prompt unserer Einschätzung und setzte unter hoher Volatilität seinen Anstieg fort. Er beendete die Woche nachbörslich sogar mit Kurse über 11.300 Punkten. Die Kuh der größeren Korrektur ist zwar noch nicht ganz vom Eis, im Moment sieht aber alles nach weiter steigenden Notierungen aus. Wichtig ist jetzt eine Rückeroberung des 11.500er Bereichs um den Angriff auf die 12.000 Punkte-Marke perfekt zu machen. Wir geben dem Index in diesem Szenario dann noch 200-300 Punkte Luft nach oben, bevor wir dann einen Kurssturz sehen werden. Zeitlich passt dies sehr gut in unsere Analyse eines DAX-Hochs im September, bzw. Oktober. Interessant, dass wir genau in diesem Zeitraum wieder einen Elul im jüdischen Schmittah-Jahr haben. Der genaue Tag ist der 13. September. Um das Herbst-Hoch nicht zu gefährden, sollte der DAX jetzt auf keinen Fall unter 11.000 Punkte zurückfallen. Dies würde in unserem alternativen Szenario sofort Kurse im 8000er-Bereich auf den Plan rufen. Dies erwarten im Primärsezenario erst im vierten Quartal. Auch der DowJones langweilt sich im Moment irgendwo zwischen 17.400 und 17.800 und kann keine deutlichen Impulse geben. Vermutlich geht dies noch einige Woche so weiter. Ein Anstieg auf über 18.000 Punkte sollte ihm aber jederzeit wieder zugetraut werden. 


Gold und Silber haben sich zum Wochenausklang wieder leicht erholt, bleiben klar in der Abwärtsbewegung und folgen somit exakt unserer Vorhersage. Öl (WTI) bekam gegen Ende der Woche noch eins auf den Deckel und fiel wieder unter 47 USD. Auch hier läuft alles nach unserem Plan. Bei WTI können wir jederzeit noch eine kleine Kurserholung sehen, bevor wir weiter Richtung unseres Preisziels bei jetzt 30 USD abverkaufen. Kupfer ist sehr nahe an einem neuen 52-Wochen-Tief. Auch hier wird der Abverkauf weitergehen. Den finalen Sell-off haben wir aber noch nicht ansatzweise gesehen. Wir gehen von Kursen im Bereich von 2000 USD aus, wenn die Wirtschaftskrise voll durchschlägt. Dies sind einmalige Einstiegsgelegenheiten und Kupfer wird langfristig eine sehr spannende Geschichte werden. 


EURO- Ruhe vor dem Sturm


Was uns sehr gut gefällt ist die Erholung des Euro-Bund-Futures. Er notiert nach dem Kurssturz knapp unter 150 mittlerweile wieder bei 154. Wir gehen davon aus, dass sich die Erholung noch eine zeitlang fortsetzen wird, bevor hier ein "Flash-Crash" einsetzt. Die hohen Kurse können als optimaler Short-Einstieg genutzt werden. Die Aufwärtsbewegung sollte aber vorerst noch weitergehen. Der EUR/USD konnte in der vergangenen Handelswoche den Sack noch nicht zumachen. Unter hoher Volatilität scheiterte er allerdings wieder am oberern Widerstand im Bereich der 1,11 USD. Die Erholung gewinnt damit wieder etwas an Wahrscheinlichkeit, wird aber deutlich an Umfang verlieren. Wir bevorzugen nach wie vor einen direkten Fall unter die 1,08 USD, aber die Lage ist Moment 50:50. Die kommende Handelswoche sollte uns aber schon die entscheidenden Hinweise liefern und wird sehr wahrscheinlich erneut turbulent werden.


Wir wünschen Ihnen noch einen sonnigen Sonntag und eine gesunde Woche.



*Die Veröffentlichungen auf dieser Seite stellen keine individuelle Wertpapier-, Vermögens- und Anlageberatung und auch keine Empfehlung zum Erwerb, Kauf bzw. zur Zeichnung des betreffenden Wertpapiers oder sonstiger Finanzinstrumente dar.