Wo sind nur die Käufer hin?
Das Problem der Bondmärkte ist so offensichtlich wie brand-gefährlich zugleich: Die Liquidität nimmt stetig weiter ab. Dem Markt gehen schlichtweg die Käufer aus. Eine Überraschung? Wohl eher nicht... Staatsanleihen sind aufgrund ihrer niedrigen Verzinsung für Investoren und Privatpersonen höchst unattraktiv. Die Rendite von 10-jährigen deutschen Staats-anleihen liegt aktuell bei 0,63%, die der 5-jährigen bei lediglich 0,03%. Kürzere Laufzeiten haben bereits seit Monaten eine Negativverzinsung. Wer kauft so etwas noch? Da hätten wir zum einen die EZB, welche mit ihrem OMT-Programm in gigantischem Umfang Staatsanleihen der Euroländer aufkauft und somit ein bedeutender Player am Anleihenmarkt ist. Auf der anderen Seite kaufen diejenigen, die gesetzlich dazu verpflichtet sind: Kapitalgesellschaften wie Lebensversicherer, Bausparkassen und instituionelle Investoren. Für ihre "defensiven" und "sicheren" Anlageprodukte, wie z.B. Lebensversicherungen, Riesterverträge, etc. gibt es (je nach Kapitalausstattung der Gesellschaft), strenge Vorgaben wie die Kundengelder anzulegen sind. Das ist der Grund, warum viele Lebensversicherer langsam ins Schleudern geraten: Die höherverzinsten Anleihen laufen nach und nach aus und sie sind gezwungen neue Anleihen zu erwerben. Diese werfen aber nur noch einen Mini-Zins ab und machen es für die Gesellschaften nahezu unmöglich, die langlaufenden Verträge mit Guthabenzinsen im Bereich von bis zu 4% (auf den Sparanteil) dauerhaft zu bedienen.
Doch sie haben keine Wahl: Der Aktienanteil darf oftmals die 10%-Marke nicht überschreiten. Auch Immobilien und sonstige Anlageklassen machen nur einen geringen Anteil im Portfolio aus. Aus diesem Grund genießt die Lebensversicherung über viele Jahrzehnte hinweg einen hervorragenden Ruf. Die Verzinsung war damals noch ordentlich, aber insbesondere die Sicherheit wurde sehr geschätzt. So ist es seit den 1970er-Jahren möglich eine Lebensversicherung innerhalb einer Baufinanzierung zu verpfänden. Statt einer Tilgung des Darlehens wird monatlich eine Summe X in eine Lebensversicherung einbezahlt und der Gesamtbetrag später zur Tilgung verwendet. Ungeachtet der zahlreichen Vor- und Nachteile einer solchen Lösung, verblüfft vor allem der Status und die vermeintliche Sicherheit, die dieser Anlageform vom Gesetzgeber eingeräumt wird. Zweifelsfrei spiegelt diese auch den Charakter der Bondmärkte wider. Diese stehen nach wie vor für Sicherheit und stellen bereits seit langer Zeit den Gegenspieler zu den Aktienmärkten dar. Kommt es an der Börse zu Verwerfungen flieht das Kapital in Anleihen.
Wie sicher ist sicher?
Doch die vermeintliche "Sicherheit" von Anleihen wird selten in Frage gestellt. Sie leben vom Vertrauen und Ansehen des Staates, der laut Ökonomie "ewig" lebt und somit die stabilste Grundlage unseres Wirtschafts- und Finanzsystems darstellt. Als Staatsanleihenhalter investieren Sie in gewisser Weise auch in die Wirtschaftsleistung und den Fortschritt einer Nation. Allerdings sollte auch ein Auge auf die Bilanz des "Unternehmens" "Staat" geworfen werden. Diese ist in nahezu allen Fällen katastrophal. Dabei ist es nebensächlich was die Gründe dafür sein mögen (Sozialismus, etc.). Es zählt nur was unter dem Strich steht- im Falle Deutschlands ist das aktuell ein Minus von 2.170.000.000.000 EUR. Der Staat gibt seit Jahrzehnten mehr aus als er einnimmt und hat seit der letzten Staatspleite keinen einzigen Cent an Schulden zurückbezahlt. Er bedient lediglich den Zins. Mit Staatsanleihen, und allen Finanzprodukten die darauf basieren, erwerben Sie also in erster Linie die Schulden des Staates. Sie sind somit Gläubiger der Firma "Staat" und haften im Falle eines Zahlungsausfalls vollumfänglich und direkt für Ihr "Investment". Nüchtern betrachtet könnte man sagen, dass nahezu alle Staaten der Erde ein gigantisches Schneeballsystem betreiben, welches nur vom Vertrauen der Anleihenhalter lebt. Sie tilgen nicht, sondern bezahlen nur den Zins und verschulden sich immer höher. Historisch und mathematisch gesehen, geht so etwas am Schluss immer in die Hose. Dass die ganze Sache überhaupt noch funktioniert, liegt einzig an der Niedrigzins- und Interventionspolitik der Notenbanken. Bei "normalen" Zinsniveaus könnten viele Staaten nicht einmal mehr die Zinsen bedienen. Japan beispielsweise, benötigt bereits über 40% der Staatseinnahmen für den Schuldendienst. Ein minimaler Zinsanstieg würde den Anteil gleich deutlich anheben, bis dem Staat irgendwann die Luft abgeschnürt wird.
Die nächste Finanzkrise
Kippt diese ganze Geschichte bei einem bedeutenden Staat (nicht Griechenland), dann setzt sich eine Kettenreaktion in Gang. Die Investoren hinterfragen plötzlich die "Hochsicherheitsanleihen"
bedeutender Nationen und stellen fest, dass es keine Sicherheit mehr in diesem Markt gibt. Massenweise Verkaufsaufträge stehen einem Markt ohne Liquidität gegenüber. Die Notebanken können evtl.
wenige Tage dagegenhalten, bis es dann letztlich zu einem sogenannten "Flash-Crash" kommt: Einem ruckartigen und starken Abfallen der Anleihenkurse und somit einem plötzlichen Zinsanstieg. Der
jahrzehntelange Bullmarkt der Staatsanleihen geht zu Ende und überzieht die Staaten mit einer Pleitewelle. Genau hier liegt die nächste Finanzkrise: In der gigantischen Weltverschuldung- und
somit bei den Staaten. Die Aktienmärkte werden heftige Einbrüche erleiden, sich aber auch wieder erholen- wie es immer der Fall gewesen ist. Unternehmen werden von der Bildfläche verschwinden,
sicher. Aber der Wettbewerb und die freie Marktwirtschaft werden sich anpassen. Diese Dinge sind vergleichweise klein zu dem gigantischen Unheil, welches uns in den Anleihenmärkten bevorsteht.
Sie haben einen x-fach größeren Umfang als alle Aktienindices der Welt zusammen, sie enthalten massiv Kapital von Privatpersonen und Firmen. Sie sind die Grundlage für Rentenversicherungen,
Bausparkassen, Pensionen und sonstigen Versicherern. Turbulenzen, Auswirkungen von Massenpsychologie und computergestütze Handelssysteme in den globalen Anleihemärkten haben das Potential zu
einer echten "Megakrise".
Ein Blick auf die Märkte
Der DAX beendete den Handel mit einem deutlichen Wochengewinn und folgt somit unserer Vorhersage. Er ist jetzt allerdings kurz vor dem entscheiden Bereich bei 11.600 Punkten angelangt. Weiteres Aufwärtspotential erkennen wir kurzfristig nicht. Wir erwarten daher eine Korrektur bis maximal 11.275 Punkte. Dort wird sich der weitere Verlauf entscheiden. Ein Abfall unter 11.180 wäre ein erstes Signal, dass jetzt die größere Korrektur startet. Mit dieser sollte im übrigen jetzt jederzeit gerechnet werden. Mit Ausblick auf September empfehlen wir aktuell keine größeren Engagements mehr auf der Longseite. Die Korrektur wird in jedem Fall kommen, fraglich ist nur der exakte Zeitpunkt. Hält der Bereich um 11.300 Punkte, könnten wir einen starken Anstieg über 12.100 Punkte sehen um anschließend den "Crash" zu erleben. Abwärtspotential besteht in diesem Sezenario bis knapp unter 9000 Punkte. Auch wenn wir diesen Ablauf im Moment präferieren, könnte der DAX bei einem Fall unter 11.275 jederzeit nach unten abkippen. Es ist erhöhte Vorsicht angebracht!
Auch der DowJones folgt unserer Vorgabe und pendelt weiter fröhlich in seiner Seitwärtsrange. Am Freitag rutscht er allerdings gefährlich nahe an seine untere Unterstützung. Leicht erholt beendet er den Handel dann bei 17.375. Auch hier gilt jetzt erhöhte Alarmbereitschaft: Ein Fall unter 17.000 Punkte könnte eine Korrektur bis knapp unter 14.000 Punkte zur Folge haben. Wir erwarten dies spätestens im Oktober. Entweder von neuen Rekordhöhen im Bereich 20.000 Punkte oder aus der jetztigen Range heraus.
Gold und Silber begannen die letzte Handelswoche wie erwartet schwach. Gold testete erneut die wichtige Untersütztung bei 1084 USD. Am Freitag konnten sich die Metalle jedoch leicht erholen. Am Terminmarkt ist die Anzahl der Shortkontrakte deutlich gefallen und mittlerweile sind viele auf die Longseite gewechselt. Dies führte zu Spekulationen, dass das finale Tief jetzt erreicht sei. Wir können uns dem aktuell leider nicht anschließen. Gold und Silber könnten jetzt eine "deutliche" Erholung einleiten (welche wir auch erwarten), das Potential dieser Bewegung scheint allerdings stark begrenzt. Wir werden kein Korrekturziel nennen, gehen aber von einer Erholung von max. 6- 8% aus. Das wäre aber dann wirklich sehr optimistisch. Realistisch betrachtet könnte der Markt auch jederzeit wieder nach unten durchfallen, um Kurs auf unsere finalen Ziele zu nehmen. Allerdings sind die Metalle auch stark überverkauft, was erstmal für ruhigere Tage sprechen sollte.
Kupfer erreichte mit 5.121,50 Punkten vorläufig ein neues Tief. Der Abverkauf wird sich auch hier zunehmend verstärken. Kaufen Sie Kupfer wenn es am Boden (im Bereich von 2000 Punkten liegt). Es wird ein hervorragendes Investment für die kommenden Jahre und Jahrzehnte darstellen.
Öl zeigt sich mal wieder von seiner besten Seite. Auch hier läuft alles gemäß unserer Analyse. Öl (WTI) ist mit Kursen unter 44 USD zwar schon stark ausgebombt, peilt allerdings weiterhin unser Kursziel im Bereich von 30 bis 35 USD an. Korrekturen (mit 3 bis 4% plus) kann es hier jederzeit geben. Diese können ideal für erneute Shorteinstiege genutzt werden.
Der Euro bleibt weiterhin hochvolatil. Aus dem 1,08er-Bereich strebt er seit Ende der Woche wieder die 1,10 USD an. Bisher hält somit die Unterstütztung und der Abverkauf wird weiter hinausgezögert. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Die oberen Widerstände liegen bei 1,11 und 1,15. Wir erwarten aktuell keine Erholung über 1,15. Viel mehr sollte der Euro sich weiterhin zwischen 1,08 und 1,11 USD austoben um schließlich völlig ermüdet unter die 1,08er-Marke zu fallen. Der Weg zur Parität (frühestens im vierten Quartal 2015) wäre dann geebnet.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien eine gesunde Woche, erholsame Urlaubstage und viel Sonnenschein.
Der nächste Marktkommentar wird urlaubsbedingt erst am 18., bzw. 19. August erscheinen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
*Die Veröffentlichungen auf dieser Seite stellen
keine individuelle Wertpapier-, Vermögens- und Anlageberatung und auch keine Empfehlung zum Erwerb, Kauf bzw. zur Zeichnung des betreffenden Wertpapiers oder sonstiger Finanzinstrumente
dar.