Ein rasanter Winter beginnt

Welche Anlageklassen nehmen Fahrt auf?

 

In unserem letzten Marktkommentar schrieben wir:

 

Aktuell wird über eine Ausweitung der Anleihenkäufe sowie einen weiter sinkenden Einlagensatz spekuliert. Je nach Umfang dieser Maßnahmen wird der Wechselkurs entsprechend reagieren. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erwartungen enttäuscht werden und die EZB-Politik weniger aggressiv ausgeweitet wird. In diesem Fall könnte sich der Euro evtl. bis 1,08 USD erholen.

 

Auch wenn dies nicht unser präferiertes Szenario war, ist es dennoch eingetreten. Wir wollten damit zum Ausdruck bringen, dass eine Ausweitung der "lockeren Geldpolitik" keinesfalls eine Garantie für einen Euro-Absturz ist. Der Umfang war hier entscheidend und die Marktteilnehmer hatten bereits viel eingepreist. Die angekündigte Verlängerung der Anleihenkäufe, sowie die Senkung des Einlagenzins von -0,2% auf -0,3% war aus Sicht der Spekulanten "zu wenig". Der Euro schoss binnen weniger Stunden vom Tagestief gut 4% nach oben. Eine sehr heftige Reaktion die in dieser Größenordnung bei Währungen nur äußerst selten vorkommt. Viele Short-Gewinne der letzten Wochen lösten sich binnen eines Handelstages wieder in Luft auf. Wir möchten an dieser Stelle nochmals wiederholen, dass man vor diesen Terminen aus dem Markt aussteigt. Trading betreibt man ausschließlich mit einem durchdachten Money-Management und nicht an solchen Tagen. Jeder Marktteilnehmer konnte in den letzten Jahren beobachten, wie stark und irrational die Märkte auf Notenbanksitzungen (speziell FED und EZB) reagieren. Gewinne macht man mit dem Trend dazwischen. An diesen speziellen Sitzungsterminen ist es Pflicht an der Außenlinie zu stehen- alles andere ist pures Glücksspiel.

 

Sahen wir vergangene Woche den Euro-Trendwechsel?


Ein ganz klares Nein. Wir sahen vorallem wie groß die Short-Position auf dem Euro mittlerweile geworden ist. Wir hatten bereits in unserem Marktkommentar vom 22. November 2015 dazu geschrieben:


Nahezu alle US-Großbanken sind short auf den Euro. Zuletzt äußerte sich auch Goldman Sachs und nannte 0,95 USD als mittelfristiges Preisziel. Einerseits sollte man bei Prognosen von US-Banken sehr vorsichtig sein, andererseits gibt es sehr viele Gründe die für einen weiter starken Dollar sprechen. 


Wenn ein Markt oder Wert über einen längeren Zeitraum zu pessimistisch betrachtet oder geradezu verteufelt wird, ist große Vorsicht geboten. In einem solchen Umfeld kann es immer wieder zu wilden Kurswechseln kommen, welche, und das ist ein sehr wichtiger Punkt, NICHT mit einem langfristigen Trendwechsel verwechselt werden dürfen. Ein Paradebeispiel ist der aktuelle Bärenmarkt in Gold (USD): 


Quelle: finanzen.net
Quelle: finanzen.net

 

Wie man sehr schön erkennen kann, kommt es immer wieder zu mehrmonatigen Korrekturen, die anschließend wieder abverkauft werden um schließlich ein neues Kurstief zu generieren. Der Haupttrend bleibt nach wie vor intakt und ist negativ. Beim Euro hatten wir erst vor wenigen Wochen eine solche Korrekturbewegung nach oben bis knapp 1,17 USD. Wir hatten dort ausdrücklich empfohlen den "hohen" Kurs zum Einstieg für Short-Aktivitäten zu nutzen. Jetzt sahen wir wieder eine deutliche Korrektur nach oben und befinden uns in folgender Situation: 

 

Am Tag nach der EZB-Ratssitzung begann der Euro direkt wieder zu schwächeln und notiert aktuell "nur noch" bei 1,0879 USD. Die kommenden Tage werden für den Euro und den gesamten Finanzmarkt sehr spannend. Am 15., bzw. 16. Dezember findet die Notenbanksitzung der FED statt. Im Prinzip erwarten ALLE Marktteilnehmer mittlerweile eine Zinserhöhung um 0,25 Basispunkte. Alles andere wäre eine Überraschung- und zwar eine gewaltige. Unsere Analysemodelle zeigen aktuell keine Auffälligkeiten, welche dafür sprechen könnten dass die FED die Marktteilnehmer überrascht. Unser Basisszenario für die wichtigsten Märkte sieht daher wie folgt aus:

 

EUR/USD

 

Hier geht es lediglich um die Entscheidung, ob der Euro ab jetzt wieder direkt Richtung Parität fällt, oder ob es gelingt den oberen Widerstand bei 1,10 USD zu überschreiten, um somit eine letzte Korrektur bis max. 1,16 USD auszulösen. In jedem Fall darf EUR/USD jetzt nicht mehr über 1,10 USD steigen um den direkten Vorstoß Richtung Parität nicht unnötig zu verlängern. Die Parität ist garantiert, der Zeitpunkt leider nicht. Im schlimmsten Fall könnte sich eine Erholung mit Seitwärtsphase über Kursen von 1,10 USD mehrere Monate hinziehen. Sollte die FED mitspielen, gehen wir von einer direkten Fortsetzung des Abwärtstrends aus. Sie sollten immer im Hinterkopf behalten, dass sich die Lage in der Eurozone durch diese EZB-Sitzung nicht gebessert hat- im Gegenteil, Herr Draghi wird bereits in wenigen Monaten feststellen, dass seine Medizin (oder Droge?) weiterhin nicht wirkt. Er wird massiv nachlegen müssen und das wird den Euro noch stärker unter Druck setzen. Europa rutscht aktuell in eine gewaltige Deflation / Depression, auch wenn dies vielen noch nicht klar ist.

 

Gold und Silber

 

Die Richtung zeigt weiterhin klar nach unten. Es gilt unverändert unsere Einschätzung aus der Vorwoche:

 

In USD haben wir aber die Tiefs von Gold und Silber noch nicht gesehen. Nachdem die Erholung der Edelmetallpreise in der Vorwoche ziemlich mager ausgefallen ist, bieten sich in den kommenden Tagen erneut Möglichkeiten für eine kurzfristige Erholung über 1.100 USD, bzw. 14.60 USD.

 

Tatsächlich sahen wir bereits Erholungen in den letzten Tagen, wenn auch noch nicht bis 1.100 USD, bzw. 16.60 USD. Dies könnte uns in der kommenden Woche bevorstehen. Sehr viel Hoffnung für einen weiteren Ausbau der Korrektur haben wir aber nicht, mit anderen Worten: Die Gold- und Silberkurse können jeden Tag wieder in sich zusammenfallen und neue Tiefs ausbauen. Handeln Sie daher den Abwärtstrend und nutzen Sie aktuelle Kurskorrekturen. 

 

WTI (Öl)

 

Auch hier möchten wir mit unserer Ausführung aus der Vorwoche beginnen:

 

Wir haben noch keine finale Bestätigung, da nach wie vor der Bruch der 41 USD-Marke ausgeblieben ist, allerdings wird eine Erholung nach oben immer unwahrscheinlicher. Jetzt gilt es sich strategisch zu positionieren um schon bald beim Unterschreiten der 40 USD an Bord zu sein. Dann wäre der Weg zu neuen Tiefs unter 38 USD frei.

 

Es sieht sehr gut aus für unser Short-Szenario! Aktuell notiert WTI bereits bei 40,11 USD und konnte somit endlich die 41 USD-Marke nach unten durchbrechen. Wir empfehlen aber noch keinen direkten Short-Einstieg. Der Abverkauf auf unter 41 USD war sehr heftig und sollte eine entsprechende Gegenreaktion nach sich ziehen. Darüber hinaus haben wir noch eine letzte Unterstützung im Bereich von 39 USD. Öl (WTI) scheint also kurz davor zu sein nach unten durchzubrechen- vielleicht brauchen wir ein paar Tage Geduld um auf der sicheren Seite zu sein. 

 

DAX und Dow Jones

 

 

Draghi versenkte am Donnerstag den DAX. Zwischenzeitlich war der Deutsche Leitindex fast 5% im Minus. Nach dem Motto "Nix passiert!" haben aber alle wichtigen Widerstandslinien gehalten. Und das bedeutet, sofern der DAX jetzt nicht unter 10.500 Punkte fällt, dass es weiter nach oben Richtung 11.700 Punkte geht. Dort wird sich entscheiden, ob ein neues Allzeithoch ausgebildet werden soll oder wir die erwartete Korrektur unter 9.000 Punkte ansteuern. Auch der Dow Jones hatte vor der EZB-Sitzung enorm starke Tage, konnte aber immer noch nicht die 18.000er-Marke erreichen, bzw. überschreiten. Wir erwarten kurzfristig weiterhin eine zähe Seitwärtsbewegung bis zur FED-Sitzung. Es besteht die Möglichkeit, dass eine Zinserhöhung der FED die DAX-Korrektur einläutet. Dies könnte kurzfristig auch dem Dow Jones zusetzen. Mittelfristig dürfte aber das Vertrauen in die USA und den Dollar weiter steigen und die Kapitalflucht aus dem Euro beschleunigen. Die steigenden US-Zinsen könnten also durchaus, entgegen der landläufigen Meinung "steigende Zinsen = fallenden Aktien" , eine Aktienmarktrallye in den USA auslösen, da sehr viel Kapital Richtung Amerika strömt (besonders aus Europa und Asien).

 

Die böse Überraschung

 

Die FED könnte im aktuellen Finanzmarktmonopoly ein echter "Game-Changer" sein. Sowohl positiv, als auch negativ für unsere Prognosen. Der wirkliche "Hammer" für die Märkte wird aber nur kommen, wenn die von allen erwartete Zinserhöhung ausbleibt. In diesem unerwarteten Fall, sollten der Euro und die Edelmetalle deutlich nach oben schießen. Auch Öl (WTI) könnte dadurch nochmals einen Umweg nach oben machen, bevor der finale Abverkauf startet. Besonders die europäischen Aktienmärkte dürften davon profitieren. Der Dow Jones könnte sowohl eine starke Reaktion nach oben (Anlagenotstand, geringe Zinsen), als auch nach unten (kein Vertrauen mehr in die FED, Skepsis gegenüber US-Wirtschaft) zeigen. Es stehen uns also heiße Tage in diesem Winter bevor.

 

Wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Woche. 


 

*Die Veröffentlichungen auf dieser Seite stellen keine individuelle Wertpapier-, Vermögens- und Anlageberatung und auch keine Empfehlung zum Erwerb, Kauf bzw. zur Zeichnung des betreffenden Wertpapiers oder sonstiger Finanzinstrumente dar.