10 Mythen rund um den Bitcoin

Was ist Bitcoin und was ist er nicht

 

Bitcoin, Blockchain & Co waren vor einigen Monaten in aller Munde. Aktuell ist es wieder ruhiger geworden um   Kryptowährungen. Ein guter Zeitpunkt das Thema mal wieder aufzugreifen. Wer unsere Blog-Beiträge verfolgt, der wurde bereits am 14.07.2015 (!) erstmalig auf Bitcoin aufmerksam gemacht. Damals stand der Kurs bei etwa 200 EUR. Danach hatten wir am 30.05.2016 bei Kursen von unter 400 EUR den Einstieg empfohlen. Das alles können Sie in folgendem Beitrag vom 04.01.2017 noch einmal nachlesen: Schlupfloch Bitcoin - Wie lange noch? Das größte Manko im Bereich der Kryptowährungen sind die massenhaft verbreiteten Fehlinformationen. Da wir bei bleibende-werte.ch einen exzellenten Informatik-Background haben, möchten wir in diesem Beitrag die größten Mythen und Unwahrheiten rund um den Bitcoin aus der Welt räumen.

 

 

1. Die Blockchain-Technologie hat eine große Zukunft, der Bitcoin nicht

 

Die Blockchain repräsentiert eine Technologie, welche durch Dezentralisierung besonders die Themen Transparenz, Sicherheit und Privatsphäre erheblich verbessert. Dezentralität hat Vor- und Nachteile. Zentrale Systeme haben Vorteile bei Effizienz und Geschwindigkeit. Richtig ist, dass es sehr viele Branchen und Einsatzzwecke gibt, wo durch eine dezentrale Datenspeicherung zahlreiche Verbesserungen und Kosteneinsparungen erzielt werden können. Die Blockchain wird definitiv eine neue Ära bei den digitalen Technologien einläuten. Nahezu alle namhaften Firmen haben bereits Blockchain-Projekte gestartet. Überdies haben auch die großen US-Tech-Konzerne wie Microsoft und Alphabet (Google) den Trend mittlerweile erkannt und massiv in diese Technologie investiert.

 

Ein Anwendungsgebiet von vielen kann eine digitale Währungseinheit sein, welche auf der Blockchain transferiert und somit als Zahlungsmittel (oder Wertspeicher?) genutzt kann. Das prominenteste Beispiel hierfür ist die älteste und größte Kryptowährung Bitcoin (BTC). Den Bitcoin wird es auch in 10 Jahren noch geben, da es keine zentralen Stellen gibt, welche ihn "abschalten" oder "deaktivieren" könnten. Welche Bedeutung er in Zukunft hat und welchen Preis die Einheit erzielt, steht allerdings in den Sternen. Fakt ist, dass der Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von aktuell ca. 62 Milliarden USD und einer riesigen Peripherindustrie mit realen Firmen und Einsatzzwecken, die bekannteste und größte Kryptowährung ist. Bitcoin ist praktisch die Weltleitwährung im Markt der Kryptowährungen. Alle anderen digitalen Währungen bilden ein entsprechendes Währungspaar mit Bitcoin. Mittlerweile ist der Bitcoin eine feste Größe in der Finanzwelt, sein aktueller Kurs findet sich auf allen großen Finanzportalen und Nachrichtenseiten. Seit über einem Jahr gibt es bereits einen Bitcoin-Future und zahlreiche Akteure arbeiten gegenwärtig an der Zulassung eines ETF's, wodurch jeder Privatanleger mit einem Wertpapierdepot in Bitcoin investieren könnte. Es ist möglich, dass die Vormachtstellung des Bitcoins in geraumer Zeit von einer anderen Kryptowährung abgelöst wird- wetten würden wir darauf aber nicht.

 

Fakt ist, dass der Bitcoin tatsächlich die höchste Wahrscheinlichkeit besitzt in Zukunft weiterhin von großer Bedeutung zu sein. Den Bitcoin tot zu reden kommt daher etwa dem Versuch gleich Amazon zu shorten und auf ein x-beliebigen Start-Up im Bereich Onlinehandel zu setzen. Keine gute Idee.

 

 

2. Die Bitcoinblase ist geplatzt- wie auch die Tulpenmanie, die Südseeblase und die Dotcom-Blase

 

Der Bitcoin und andere Kryptowährungen haben im zweiten Halbjahr 2017 einen starken Hype erlebt. Der Kryptomarkt ist ein extrem enger Markt, was bedeutet, dass mit relativ wenig Kapital die Kurse stark in Bewegung gebracht werden können. Dadurch sind die Kurse der Kryptowährungen sehr volatil. Diese Eigenschaft besitzt der Bitcoin bereits seit seiner Entstehung im Jahr 2008. Der Kursverlauf war geprägt von hochvolatilen Phasen mit starken Preisausschlägen nach oben und unten. Eine Korrektur von 80% und mehr gab es in der Vergangenheit immer wieder. Betrachtet man den anfänglichen Preis von wenigen Cent und den aktuellen Kurs von ca. 4.000 USD, muss man eine herausragende Performance attestieren.

 

Richtig ist, dass der sehr starke Anstieg von wenigen Hundert Dollar auf bis zu 20.000 USD in der Spitze sehr schnell und mit viel Euphorie vonstatten ging. Folglich erscheint der Kurseinbruch auf fast 3.000 USD im Tief als das typische Platzen einer Blase. Spekulanten, welche zu Höchstkursen eingestiegen sind haben einen herben Verlust erlitten. Mit knapp 4.000 USD wird ein Bitcoin aktuell zum dreifachen Preis einer Unze Gold gehandelt. Nach dem parabolischen Preisanstieg in den vergangenen Jahren, kann also die aktuelle, zweifelsohne sehr heftige, Korrektur noch keinen ausreichenden Beleg für ein "Platzen der Blase", bzw. "Scheitern des Bitcoin" darstellen- dafür ist der Preis eines Bitcoins einfach noch zu hoch und die Kryptoindustrie samt namhafter Investoren dahinter, zu groß. 

 

 

3. Der hohe Energieverbrauch für das Mining von Kryptowährungen verhindert einen langfristigen, nachhaltigen Erfolg

 

Es gibt unterschiedliche Methoden für das Erzeugen von Konsens und somit dem "Betrieb" einer Blockchain. Oft hört man von Algorithmen wie proof of work, proof of stake, delegated proof of stake oder auch tangle. Im Prinzip geht es immer darum auf welche Art und Weise ein Anreiz geschaffen wird Transaktionen zu bestätigen, bzw. neue Blöcke zu generieren. Bei proof of work beispielsweise geschieht dies durch Belohnung für das Lösen komplexer Rechenaufgaben (Mining). Bei proof of stake geschieht diese Validierung lediglich durch das Halten entsprechender Einheiten. Je mehr Einheiten ein Teilnehmer hält, desto höher fällt der Reward aus. Natürlich gibt es hier eine Vielzahl von Vor- und Nachteilen, entscheidend ist aber, dass es Alternativen zum klassischen Mining, dem sehr energieintensiven proof of work gibt. In diesem Bereich wird  intensiv geforscht. Einer der interessantesten Ansätze ist das Tangle-Prinzip von IOTA, welches sich dadurch auszeichnet, dass die Teilnehmer auf Peer-2-Peer-Basis die Transaktionen gegenseitig bestätigen. Die Technologie ist im Detail sehr komplex und bietet eine Reihe von Vorteilen, unter anderem ist sie sehr energieeffizient. Das Mining von Bitcoins ist tatsächlich sehr energiehungrig, weshalb die "Mining-Farmen" hauptsächlich in Ländern mit sehr niedrigen Strompreisen sitzen. Dort gibt es überwiegend einen starken Stromüberschuss aus regenerativen Quellen, wie z.B. der Wasserkraft. Ein wirkliches Problem wird der Stromverbauch für das Bitcoinmining in Zukunft daher nicht werden. Es ist wichtig zu wissen, dass es gewaltige Unterschiede hinsichtlich der Effizienz und des Stromverbrauchs bei Blockchainsystemen gibt. Darüber hinaus ist es auch möglich diese bei bestehenden System anzupassen, bzw. zu ändern. Zukünftig wird es deutlich effizientere und energiesparende Lösungen geben- das Thema Stromverbrauch spielt daher keine wesentliche Rolle. 

 

 

4. Kryptowährungen sind nicht anonym

 

Die meisten Kryptowährungen bieten einen gewissen Grad an Anonymität. Da die Blockchain quasi ein immer bestehendes Transaktionsprotokoll darstellt, welches in nahezu allen Fällen vollständig vor Manipulation geschützt ist, ist sie praktisch der Inbegriff von Transparenz. Zu erkennen wer hinter den Transaktionen und Walletadressen (eine Art eindeutige Kontonummer) steht erfordert einen hohen Aufwand und ist für den "normalen" Nutzer im Prinzip unmöglich. Es gibt spezielle Privacy-Coins, wie z.B. Monero, ZCash, Verge, etc. die in ihrer jeweiligen Konstruktion maximale Privatsphäre und einen sehr hohen Grad an Anonymität bieten. Es ist wichtig zu wissen, dass diese speziellen Kryptowährungen in sich wahrscheinlich das Maximum an Anonymität aller möglichen Finanztransaktionen bieten, die "Schwachpunkte" aber im Zugang liegen. Konkret: Beim Kauf der Währungen über Börsen oder Dienstleister, die verpflichtet sind alle Benutzer entsprechend zu legitmieren.  Wer Bitcoin kaufen möchte, muss Euro über das "klassische Finanzsystem" (Überweisung, Kreditkarte, etc.) an die Börsen oder Zugangspunkte transferieren um diese entsprechend in Bitcoin tauschen zu können. Hier entsteht der Bruch bezüglich Anonymität. Die Transaktionen innerhalb der jeweiligen Währung, z.B. ZCash bieten ein Höchstmaß an Anonymität. Wer darauf Wert legt sollte sich mit sogenannten Privacy-Coins beschäftigen, da Bitcoin in diesem Maßstab tatsächlich wenig Anonymität bietet.

 

 

5. Bitcoin ist ein Schneeballsystem und somit "Scam"

 

Bitcoin ist zu 100% kein Schneeballsystem und auch kein Betrug. Bitcoins sind digitale Recheneinheiten, welche auf knapp unter 21 Millionen begrenzt sind. Diese können weder gefälscht noch beliebig vermehrt werden. Durch die Miner wird Konsensus in der Blockchain erzeugt (Bestätigung der Transaktionen und eines übereinstimmenden Datenstands für und durch die Teilnehmer). Darüber hinaus werden durch das Lösen komplexer und immer schwerer Rechenaufgaben neue Bitcoins "geschürft", bis die maximal festgelegte Anzahl erreicht ist. Durch die vollständige Dezentralität stellt es eines der sichersten digitalen Systeme überhaupt dar. Es gibt bereits zahlreiche Akzeptanzstellen und sogar Bitcoin-Geldautomaten. Selbst für Immobilientransaktionen wurde bereits Bitcoin verwendet. Die Industrie um und hinter Bitcoin beläuft sich mittlerweile auf viele Milliarden und beinhaltet zahlreiche große und kleine reele Firmen auf der ganzen Welt. Unter anderem an der CME (Börse Chicago), können offiziell Bitcoin Futures gehandelt werden. 

 

 

6. Kryptowährungen sind angreifbar sowie unsicher und daher nicht als Investment geeignet

 

Durch die Blockchaintechnologie bieten die meisten Kryptowährungen ein Höchstmaß an Sicherheit. Leider sind es oft die Nutzer, welche das größte Sicherheitsrisiko darstellen. Wichtige Grundregeln wie z.B. der alleinige Besitz des sogenannten Private-Keys (am besten durch eine Hardware-Wallet) und das sichere Verwahren dessen müssen zwingend beachtet werden. Als Investment-Beimischung oder Spekulationsobjekt sind etablierte Kryptowährungen besonders spannend. Sie bieten begrenzte, fälschungssichere und eindeutige Einheiten in einem sehr engem Markt, welcher noch weitgehend frei von großem Investmentkapital ist. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für einen Preiszuwachs sind so groß wie in keinem anderem Bereich. Zahlreiche Faktoren machen Kryptowährungen wirklich einzigartig und daher zu einem "echten Sachwert", eine Denkweise die vielen noch sehr schwer fällt:

 

- Jede Einheit ist einzigartig und unfälschbar

- Die verfügbare Menge ist auf eine exakte Anzahl begrenzt (deflationär)

- Weltweiter Zugang über Private Key

- Blitzschneller Transfer rund um den Globus zu äußerst niedrigen Gebühren

- Ein hohes Maß an Anonymität

- Geschützt vor staatlichem Zugriff

- Gewinne sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei (Deutschland)

- Sehr enger Markt, der viel Kursphantasie bietet

 

 

7. Staaten und Unternehmen können ebenfalls (bessere) Kryptowährungen ausgeben und damit die bestehenden Kryptowährungen verdrängen

 

Zunächst muss man betrachten, dass wir ein staatliches Geldmonopol haben. Es gibt also praktisch keinen freien Wettbewerb von staatlichen und "privaten", bzw. öffentlichen Währungen untereinander. Natürlich können Staaten die jeweilige Landeswährung elektronisch, auf Basis einer Blockchain ausgeben. Tatsächlich macht es keinen Unterschied, ob Sie mit staatlichem Bargeld, Giralgeld (Konto) oder einer Kryptowährung bezahlen. Entscheidend ist das Vertrauen, bzw, die Deckung der jeweiligen Bezahleinheit. Und genau hier wird es interessant: Warum konnte denn eine Kryptowährung wie Bitcoin überhaupt so bekannt werden? Angeblich hätte diese ja keinerlei Wert. Offensichtlich gibt es ein Bedürfnis, welches die staatlichen Währungen nicht befriedigen- und nein, es ist nicht Steuerhinterziehung oder Schwarzgeld. Die Frage sollte daher lauten: Wodurch konnten Kryptowährungen entstehen, was lösen diese besser? Diesem Thema werden wir demnächst einen eigenen Artikel widmen. 

 

 

8. Der Besitz von Kryptowährungen kann verboten werden

 

Nichts ist unmöglich. In vielen Ländern gab es im Laufe der Jahrhunderte diverse Besitzverbote. Besonders bekannt ist das Goldverbot in den USA von 1933 bis 1974. Ein Verbot von Kryptowährungen ist aber sehr unwahrscheinlich. Eine vollständige staatliche Kontrolle oder ein "Abschalten" ist aufgrund der Dezentralität nicht möglich. Tatsächlich haben fast alle Staaten mittlerweile begriffen, dass man sich dieser Technologie nicht entgegenstehen sollte, da sie ein Schlüsselfaktor der Zukunft ist. Niemand möchte auf diesem Gebiet abgehängt werden. Im Gegenteil: Der Wettbewerb um klüge Köpfe und die Blockchainindustrie läuft bereits. Führend dabei sind aktuell Länder wie die Schweiz, Island, Liechtenstein und Singapur. Klare Regeln und Regulierung sind also ein positiver Faktor für den Markt. Dadurch entsteht für Firmen und Investoren ein sicherer Rechtsrahmen der notwendig ist für die Nutzung und Verwendung von Kryptowährungen. 

 

 

9. Bitcoin wird hauptsächlich von Kriminellen, Verbrechern und Terroristen genutzt

 

Im Hype-Jahr 2017 gab es Zeiten in denen 98% aller Bitcointransaktionen aus China kamen. Viele, bzw. sehr wohlhabende  Chinesen haben das Vehikel Bitcoin genutzt um die Kapitalverkehrskontrollen der Volksrepublik zu umgehen. Daraufhin wurden in China Zugang und Handel stark reglementiert. Besonders den Bitcoin-Minern wurde das Leben schwer gemacht. Natürlich eignet sich der Bitcoin auch als weitgehend anonymes Zahlungsmittel für sämtliche Geschäfte im Graumarkt. Die Idee dahinter ist aber die Macht in die Hände der Menschen zu geben. Nur eine wenig liberale, häufig stark von Medien und Staat geprägte Weltanschauung, geht immer zunächst vom Bösen aus. 

 

 

10. Wenn alle 20.999.999,9769 Bitcoins geschürft wurden, wird der Bitcoin wertlos

 

Durch die begrenzte Anzahl an Bitcoins besteht ein deflationärer Markt. Über den Preis entscheidet letztlich die Nachfrage. Es spielt also keine wirkliche Rolle ob noch eine oder fünf Millionen neue Bitcoins gemined werden können.  Dieser Umstand macht ein Investment so spannend- die Chancen auf der Upside sind gewaltig. Bitcoin als starkes Symbol und Leitwährung des gesamten Kryptomarkts birgt viel Kursphantasie. Institutionelle Investoren und das sogenannte "Big Money", die sich aktuell den Krypto-Bereich anschauen, werden sich mit der ältesten, bekanntesten und am stärksten kapitalisierten Währung wahrscheinlich am wohlsten fühlen. Immer wieder hört man auch von einem möglichen "Oldtimer-Effekt", welcher eine große Nachfrage nach einem Gut beschreibt, welches nicht mehr produziert wird. Bleibt es beim aktuellen Algorithmus, wird der letzte Bitcoin etwa im Jahr 2130 geschürft werden. In jedem Fall bleibt also noch etwas Zeit...

 

 

*Die Veröffentlichungen auf dieser Seite stellen keine individuelle Wertpapier-, Vermögens- und Anlageberatung und auch keine Empfehlung zum Erwerb, Kauf bzw. zur Zeichnung des betreffenden Wertpapiers oder sonstiger Finanzinstrumente dar. Es gelten die Bestimmungen unseres Risikohinweises.